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Der Teil den wir sehen – und das, was wir erahnen

Fotoprojekt „Schulter“ – Ein Bild. Viele Frauen.

Hallo ihr Lieben,

es gibt so vieles, dass ich an meiner Arbeit als Fotografin liebe – die Möglichkeit sich kreativ auszutoben und viele neue tolle Menschen kennenzulernen, sind nur Zwei davon.
Vor einer Weile ist in mir die Idee für eine bestimmte Bildserie gewachsen. Nicht aus einem großen Konzept heraus, sondern aus einem Gefühl. Ein Gefühl von Ästhetik, Sinnlichkeit und Neugier. Ich wollte herausfinden, was passiert, wenn man den Blick gezielt auf einen sehr kleinen Ausschnitt des Körpers lenkt – auf die linke Schulter, das Schlüsselbein, ein Stück Hals und Kinn. Nichts weiter.

Für die Aufnahmen trugen alle Frauen dasselbe: ein schlichtes weißes Männerhemd, das über die Schulter gleitet. Sie halten es vorn mit der rechten Hand zusammen, als wollen sie einen Moment festhalten. Die Fotos sind in Schwarz-Weiß gehalten, um jede Ablenkung zu vermeiden. Keine Farben, keine Requisiten, kein Hintergrund, der um Aufmerksamkeit konkurriert – nur Form, Textur, Licht und Schatten.

Mich faszinierte die Frage: Kann dieser kleine Ausschnitt bei allen Frauen gleich sinnlich, sexy, ästhetisch wirken – unabhängig von Alter, Körperform, Herkunft oder Größe?

Unsere Vorstellungen von Weiblichkeit sind oft geprägt von Bildern, die uns vorgeben, welche Körperpartien „schön“ oder „sinnlich“ zu sein haben. Doch wenn man alles Charakteristische weglässt – das Gesicht, die Augen, die gesamte Statur – entsteht etwas Spannendes: Der Blick löst sich vom Individuum und richtet sich auf das, was alle Frauen gemeinsam haben und zugleich bei jeder einzigartig ist.

Eine Schulter kann zart wirken, stark, weich, kantig, jung oder reif. Aber sie trägt immer eine Geschichte in sich. Und gerade weil man auf den Fotos nicht wirklich erkennen kann, wie die Frau aussieht, die dahinter steht, beginnt man als Betrachter automatisch zu raten, zu interpretieren, zu fühlen.

Das ist es zumindest, was ich mir von dieser Bildserie ebenfalls erhoffe: Die Fotos zeigen wenig – und offenbaren doch vieles.
Sie geben Raum für Projektion, Fantasie und eigene Emotionen.

Dieses Projekt ist für mich ein kleines Experiment darüber, wie unterschiedlich „Sinnlichkeit“ aussehen kann – und wie universell sie dennoch empfunden wird, selbst dann, wenn man nur einen minimalen Ausschnitt sieht.
Es ist ein Spiel mit Intimität, ohne voyeuristisch zu sein. Ein Spiel mit Identität, ohne sie preiszugeben.

Und vielleicht ist genau das der Grund, warum diese Aufnahmen für mich eine besondere Schönheit haben: Sie zeigen nicht die Frau. Sie zeigen eine Spur von ihr.

Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bei all den Freiwilligen bedanken, die mich bei diesem Projekt unterstützt haben. Ich durfte so tolle Frauen kennenlernen, wieder treffen und fotografieren. Es wurden spannende Gespräche geführt und ich danke Euch allen für Euer Vertrauen, das bedeutet mir sehr viel. Danke auch an die liebe Johanna B., dass ich bei Dir im wunderschönen Café im Pfarrhaus in Störmthal shooten durfte.

Ich hoffe die Bilder gefallen Euch und freue mich auf viele weitere Projekte.

Wenn ihr den Wunsch verspürt, selbst einmal vor meiner Kamera zu stehen – sei es für ein Portrait, sinnliche Aufnahmen, Paarfotos oder kostbare Momente mit Eurer Familie – freue ich mich sehr über Eure Nachricht.

Herzliche Grüße

Eure Petra

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